Sudety. Reise in ein verwundetes Land

Mit verzweifelter, fast aggressiver Sehnsucht hatte die Großmutter immer wieder von Daheim erzählt: Von der kleinen Stadt Kaaden an der Eger und ihrem stolzen Hotel Austria am Marktplatz mit seiner K.u.k.-Herrlichkeit, von den blühenden Gärten, den fruchtbaren Hopfenfeldern, dem "Werk", das die Meißner Porzellanmanufaktur mit dem hochwertigen Kaolin der Gegend versorgte.
In der heilen Erinnerungswelt war immer der Schmerz präsent, der Schmerz über die gewaltsame Vertreibung aus dem Sudetenland. Die Enkelin macht sich auf den Weg: Noch ist jemand da, der Auskunft geben kann. Noch sind die Wunden der Vergangenheit spürbar: in der Einsamkeit der Landschaft, den verfallenen Kirchen und Dörfern, im fehlenden sozialen Impuls. Eine träge Melancholie liegt über dieser Grenzregion. Und doch birgt sie eine magische Anziehungskraft. Nach der langen Zeit des Zerwürfnisses ist es die Generation der jungen Tschechen, die die zerrissenen Lebensfäden wieder zusammen führt.
Von Cornelia Rühle
Regie: Anna Panknin
Produktion: DLF 2014
Regie: Anna Panknin
Produktion: DLF 2014
Manuskript zum Nachlesen: