Die Öffentlich-Rechtlichen und die Migrationsgesellschaft

Dekolonisiert euch!

54:24 Minuten
Vor einem blauen Himmel sieht man eine handgefertigte, handbemalte bunte Flagge wehen.
(Nicht nur) Flagge zeigen! Was tut sich bei den Öffentlich-Rechtlichen in Sachen Vielfalt? © Jennifer Griffin / unsplash
Von Hadija Haruna-Oelker und Lorenz Rollhäuser · 11.12.2020
Audio herunterladen
Geschichten leben davon, wer sie erzählt. Was aber, wenn Medienschaffende zu einem großen Teil aus ähnlichen kulturellen und sozialen Milieus stammen? Wie differenziert werden sie dann erzählt? Nicht differenziert genug, zeigen die Autor*innen.
"Eine Welt 2.0 – Dekolonisiert euch!", lautet das Schwerpunktthema der Denkfabrik von Deutschlandradio für das Jahr 2020. Nicht ohne Grund, denn mehr als ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland hat eine Migrationsgeschichte. Doch die gesellschaftliche Vielfalt spiegelt sich nicht in den Redaktionen und Führungsetagen der deutschen Rundfunkanstalten wider. Und so fragen die Autor*innen: Was tut sich eigentlich bei den Öffentlich-Rechtlichen selbst in Sachen Vielfalt? Welche Schritte zu mehr Diversität werden unternommen? Was würde es bedeuten, eine Rundfunkanstalt zu dekolonisieren?
Hadija Haruna-Oelker, Veronica Laleye, Nil Çakmak, Yared Dibaba, Michael Paweletz, Lorenz Rollhäuser (v.lks.)
Hadija Haruna-Oelker, Veronica Laleye, Nil Çakmak, Yared Dibaba, Michael Paweletz, Lorenz Rollhäuser (v.lks.)© Hadija Haruna-Oelker und Lorenz Rollhäuser
Die Autor*innen besuchen Sender und Redaktionen in München, Berlin, Köln, Frankfurt und Hamburg. Sie sprechen mit Menschen, die vor oder hinter der Kamera oder dem Mikrofon stehen, die Entscheidungen treffen, aber auch mit denjenigen, die dort bisher noch keine Plattform gefunden haben - und deshalb auf anderen Plattformen eigene, unabhängige Formate produzieren. Das Feature versteht sich als Bestandsaufnahme, Aufforderung und Ermutigung, und bringt Erfahrungen zusammen, von denen die Sender untereinander lernen können.
Zitate aus dem Feature "Dekolonisiert euch!"
"Wie man so ohne jede Vision Programm machen kann und eine riesige Zielgruppe von vor allem jungen Leuten mit Migrationshintergrund komplett außen vorlässt – wie kann man denken, dass das in Ordnung ist?" Konstantina Vassiliou-Enz, Geschäftsführerin Neue Deutsche Medienmacher*innen
"Bisher war es ja so, dass die weiße, bürgerliche Perspektive als Objektivität betrachtet wurde." Aimen Abdulaziz-Said, Journalist
"Hätte man in gewissen Bereichen nicht die Frauenquote eingeführt, dann wären wir heute immer noch bei 1950. Und ich bin auch der felsenfesten Überzeugung, wenn wir wirklich in dieser Gesellschaft divers sein wollen, muss es natürlich auch in dieser Richtung ‘ne Quote geben. Elke Thomessen", Redakteurin beim WDR.
"Menschen mit Migrationsgeschichte wurden über Jahre diskriminiert und benachteiligt. Natürlich muss die Gruppe der weißen Menschen sich darauf einstellen, dass die zur Verfügung stehenden Ressourcen ja nicht größer werden, weil plötzlich alle an diesen Kuchen ran dürfen." Jan Vorderwülbecke, Programmchef beim Hessischen Rundfunk.
Minh Thu Tran, Sheila Mysorekar, Göksen Büyükbezci, Najima El Moussaoui (v.lks.)
Minh Thu Tran, Sheila Mysorekar, Göksen Büyükbezci, Najima El Moussaoui (v.lks.)© Hadija Haruna-Oelker und Lorenz Rollhäuser

Dekolonisiert euch!
Öffentlich-rechtliche Medienhäuser und die Migrationsgesellschaft
Von Hadija Haruna-Oelker und Lorenz Rollhäuser
Regie: Lorenz Rollhäuser
Mit: N.N.
Ton: der Autor
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2020
Länge: 54'30

Sümeyye Ugur, Hadija Haruna-Oelker, Lorenz Rollhäuser, Malcolm Ohanwe und Nabila Abdel Aziz (v.lks.)
Sümeyye Ugur, Hadija Haruna-Oelker, Lorenz Rollhäuser, Malcolm Ohanwe und Nabila Abdel Aziz (v.lks.)© Sümeyye Ugur
Lorenz Rollhäuser, geboren 1953 in Marburg, schreibt vor allem Features: "Mutters Schatten" (NDR 2008) wurde mit dem Prix Europa ausgezeichnet, " Kreuzberg von oben" (DKultur/WDR/NDR 2014) mit dem DokKa-Preis. Zuletzt: "Haus der Weißen Herren" (Deutschlandfunk Kultur 2017), "Reset im Regenwald. Der Hype um Ayahuasca" (Deutschlandfunk Kultur/NDR 2019) und "Frontera" (NDR/Deutschlandfunk 2020)
Hadija Haruna-Oelker, geboren 1980 in Frankfurt am Main, ist Politologin, Journalistin und Moderatorin. Sie arbeitet hauptsächlich für den Hessischen Rundfunk und schreibt eine monatliche Kolumne in der Frankfurter Rundschau. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Jugend, Soziales, Migration, Rassismusforschung und Identität der Schwarzen Diaspora in Deutschland. Sie ist Mitherausgeberin des Sammelbandes "Spiegelblicke – Perspektiven Schwarzer Bewegung in Deutschland" (Orlanda Verlag 2016).